Sterbe- und Trauerbegleitung bei Tieren – Interview mit Marita Stephan

Wie Tierkommunikation beim Umgang mit der Trauer hilft

Der Abschied von einem Tier gehört bei uns zu den Themen, die uns immer wieder beschäftigen – mal hat eine Kundin Fragen an uns, weil sie weiß, dass sie nicht mehr viel Zeit mit ihrem Tier hat, mal muss jemand ein geliebtes Tier gehen lassen und dabei schnell entscheiden, welche Art von Erinnerungsstück die richtige ist. Das ist gar nicht so einfach.

Über Instagram bin ich auf Marita Stephan aufmerksam geworden: sie stellt das Thema Trauer um ein Tier in all seinen Facetten vor: vom Vorbereitetsein über den Weg durch die Trauer bis hin zu verschiedenen Möglichkeiten, in Verbindung mit sich und seinem Tier zu bleiben. Über Tierkommunikation im Rahmen von Sterbe- und Trauerbegleitung unterstützt sie die Tiere selbst sowie auch “ihre” Menschen, wenn der Zeitpunkt des Abschieds gekommen ist.

Ich habe ihr einige Fragen stellen dürfen und freue mich, dass sie sich die Zeit genommen hat, sie ausführlich zu beantworten. Es ist ein langes, tiefgründiges und Mut machendes Interview, also nehmt Euch ein paar Minuten Zeit und Ruhe zum Lesen – ich hoffe, Ihr seid nachher genauso inspiriert wie ich!

Liebe Marita, Du bist Tierkommunikatorin und legst einen besonderen Schwerpunkt auf das Thema “Abschied vom Tier”, also Sterbe- und Trauerbegleitung. Erzähl doch mal: was machst Du genau, wie lange machst Du das schon und wie bist Du dazu gekommen, genau diesen Schwerpunkt zu setzen?

Tierkommunikation ist die Verbindung mit einem Tier auf telepathischer Ebene. Eine Fähigkeit übrigens, die jeder hat, aber von wenigen genutzt wird, weil es in unserer Gesellschaft nicht bekannt ist.

Dabei gibt es die Telepathie, mit der ich mit dem Tier in dessen sogenannten Tagesbewusstsein spreche und auf das alltägliche Leben mit all seinen Facetten eingehen kann. Weiter gibt es die Telepathie auf Seelenebene. Hiermit erreiche ich auch die bereits verstorbenen Tiere.

Als Beispiel ein Gespräch mit einem Tier in seiner letzten Lebensphase: Das Tier erzählt aus seinem Tagesbewusstsein, ob es Schmerzen hat, was ihm gut tun würde, welche Wünsche es hat, ob es vielleicht noch einmal einen Ort besuchen möchte, eine Person oder ein anderes Tier sehen möchte. Auf der Seelenebene teilt es zum Beispiel mit, wie es zum Weggang von der Erde steht, seine Sicht zum Tod, was seine Aufgabe war und vieles mehr.

Alle Gespräche, auch die, in denen die Tierbesitzer „nur“ über den bevorstehenden Urlaub informieren wollen, haben mindestens Anteile, die auf der Seelenebene geführt werden. Da zeigt sich so oft, wie weise die Tiere sind und wie sehr und vorbehaltlos sie uns unterstützen. Wertvolle, tiefgehende Botschaften werden übermittelt.

Ich habe mich schon viele Jahre mit der Tierkommunikation beschäftigt. Wie so viele, war ich ganz zu Beginn sehr skeptisch, aber zum Glück auch neugierig, denn sonst hätte ich nie ein Gespräch beauftragt. Das hatte mich damals so sehr berührt und überzeugt, dass ich es selbst lernen wollte. Nun bin ich seit einigen Jahren selbst Tierkommunikatorin. So kann es gehen – aus Neugierde wird eine Berufung.

Den Schwerpunkt Sterbe- und Trauerbegleitung habe ich seit Anfang 2021, denn es zeigte sich mir immer mehr, dass alles rund um das Thema Tod des Tieres so emotional und einschneidend für die Tierbesitzerinnen ist. So ein großes Thema, welche immer noch im Tabubereich liegt, aber genauso natürlich zum Leben gehört wie eine Geburt.

Ich habe mich für diesen Schwerpunkt eigentlich weniger entschieden, als dass er sich immer mehr ergeben hat und ich nach und nach eine wirkliche Aufgabe darin sah, die Tierbesitzer vor und nach dem Tod des Tieres zu betreuen. Auch darin allen Menschen ein Stück weit die Angst zu nehmen, denn für mich ist es kein Glauben, sondern ein Wissen, dass der Tod nur ein Übergang und kein Ende ist.

Aus meiner Sicht ist es so, dass je kleiner die Angst vor dem Tod wird, umso mehr und intensiver leben die Menschen auch das, was sie wirklich wollen. Auch im Zusammenleben mit ihren Tieren.

Marita Stephan Tierkommunikation
Marita Stephan Tierkommunikation

Was macht aus Deiner Sicht die Sterbebegleitung bei Tieren so besonders?

Immer mehr Menschen beschäftigen sich damit, das Tier bis hin zu einem natürlichen Tod zu begleiten. Da gibt es so viele Möglichkeiten das Tier zu unterstützen, ihm das Leben angenehm zu gestalten. Ein natürlicher Prozess, der aus meiner Sicht nichts mit Quälerei oder Unwürde zu tun hat.

Auch bei den Tierärzten gibt es da nach und nach einige, die umdenken und nicht nur eine schnelle Einschläferung empfehlen. Mit Medikamenten zu unterstützen ist ja in der palliativen Begleitung eines Tieres nicht verboten, sondern eine von vielen Maßnahmen, die dem Tier helfen seinen natürlichen Weg zu gehen.

Dass ich durch die Tierkommunikation ganz genau die Wünsche des Tieres übermitteln kann, macht es nochmal „besonderer“, denn es ist sehr schön zu hören, was die Tiere sich da wünschen und wie ihre Sicht auf diesen Weg ist.

Für die Tiere ist es ein natürlicher Prozess, der oft nur durch die Angst und Sorge des Menschen zu einem schwierigen Vorgang wird. Dazu könnte ich nun seitenweise schreiben, denn vieles, was wir darüber gelernt haben und als gegeben voraussetzen, stellt sich anders dar.

Wichtig ist mir zu betonen, dass die Entscheidung zu dieser palliativen Begleitung keine Einbahnstraße ist, im Gegensatz zu der nicht umkehrbaren Entscheidung einzuschläfern.

Jeden Tag können die Tierbesitzer neu abwägen, ob sie die Situation noch tragen und aushalten können. Aber immer entsteht dadurch die Möglichkeit bewusst Abschied zu nehmen, eine nahezu heilige Zeit des Abschieds von der Erde zu erleben.

Und wenn es dann letztlich doch zur Einschläferung kommen sollte – es ist Zeit für das Tier und den Menschen gewonnen worden: Tage, Wochen, ja manchmal sogar Jahre voller Lebensfreude und Liebe.

“Die Tierbesitzerinnen, die um ihr Tier trauern, haben oft niemanden, mit dem sie darüber reden können, der einfach für sie da ist. Zumindest nicht für eine ausreichend lange Zeit.”

Mein Eindruck, der mir auch häufiger aus meinem Umkreis gespiegelt wird, ist, dass die Trauer um ein Tier – vor allem, wenn sie länger als ein paar Tage oder Wochen dauert – in unserer Gesellschaft oft belächelt wird. “Es war doch nur ein Tier,” hört man dann manchmal. Würdest Du das aus Deiner Arbeit so bestätigen? Wenn ja, wo würdest Du ansetzen, um das zu ändern?

Das ist tatsächlich so und unter anderem ein großer Antrieb, dieses Thema als Schwerpunkt zu setzen.

Die Tierbesitzerinnen, die um ihr Tier trauern, haben oft niemanden, mit dem sie darüber reden können, der einfach für sie da ist. Zumindest nicht für eine ausreichend lange Zeit. Selbst im engen Familien- oder Freundeskreis hören sie dann tatsächlich schnell Sätze, wie das in der Frage vorkommende „Es war doch nur ein Tier“ oder „Kauf dir ein Neues, dann geht das wieder“ und auch „Stell dich doch nicht so an“.

Trauer im Allgemeinen wird gern weggeschoben. Viele Sätze, die auch beim Tod eines Menschen als Floskel gesagt werden, zeigen, dass der Sprecher eigentlich unsicher ist und das Thema lieber wegschieben möchte. Bei Tieren ist das dann oft leichter gesagt und abgetan, um selbst Ruhe zu haben und sich nicht mit den Gefühlen des Gegenübers oder womöglich den eigenen Gefühlen beschäftigen zu müssen.

Mein Ansatz das zu ändern, ist Aufklärungsarbeit, wo es nur geht. Vorträge u.v.m., so zum Beispiel ja auch dieser Blogbeitrag, den ich erfreulicherweise übernehmen durfte. Vielen Dank dafür noch einmal an dieser Stelle.

Sehr gerne. Danke, dass Du Dir Zeit dafür nimmst, meine Fragen zu beantworten 😊 Was würdest Du denn jemandem raten, der spürt, dass der Abschied vom geliebten Tier bevorsteht? Und wie kann man sein Tier auf seinem letzten Weg bestmöglich unterstützen?

Aus Sicht einer Tierkommunikatorin würde ich natürlich empfehlen, den Weg immer mit Tiergesprächen begleiten zu lassen. Dabei wäre der Idealfall, dass immer wieder längere und kürzere Gespräche mit dem Tier geführt werden, diese mit der Tierbesitzerin besprochen werden, auch eine Beratung zur körperlichen Situation und Unterstützung gegeben wird, aber die Begleitung auch immer für die Gefühle und Sorgen der Tierbesitzerin da ist. Denn auch schon in dieser Zeit kommt viel Trauer auf. Was ich nie unerwähnt lassen möchte, dass Tiergespräche niemals Tierheilpraktiker oder -arzt ersetzen und es ideal ist, eine medizinische Betreuung mit im Boot zu haben, die diese palliative Begleitung mitträgt.

Falls du zu dem Zeitpunkt noch Zeit und Nerven hast, dich rechtzeitig vorzubereiten, gibt es inzwischen auch Kurse in verschiedenen Formaten oder Handbücher zur Sterbebegleitung von Tieren. Rechtzeitige Vorbereitung ist immer gut und gibt dann, wenn die Situation eintritt, Orientierung.

Wenn es sich deutlich abzeichnet, dass das Tier sich auf den letzten Weg begibt, und du nicht mehr die Nerven oder Ruhe hast, dich einzulesen, kannst du dich auch von speziellen Anbieterinnen begleiten lassen, die dann hauptsächlich auf der ganz praktischen, körperlichen Ebene beraten und unterstützen. Ich kenne zum Beispiel eine Frau, die ein Tierhospiz führt und TierbesitzerInnen in der letzten Lebensphase des Tieres begleitet. Sie gibt Einschätzungen zum Zustand des Tieres und entsprechende Ratschläge zur Versorgung. Auch hier bei Bedarf mit entsprechender tiermedizinischer Unterstützung.

Um nicht von der Situation erdrückt zu werden, rate ich immer dazu, dass du dir frühzeitig Gedanken und Pläne machst, die dann wieder in der Schublade verschwinden. Zu den Punkten „richtiger Tierarzt“, Erinnerungsstücke, „der persönlich betreuende Tierbestatter“, Sterbebegleitung, Ritualen u.v.m. – darfst du dir ruhig weit bevor sich der Tod ankündigt, Gedanken machen.

“Trauer im Allgemeinen wird gern weggeschoben. Viele Sätze, die auch beim Tod eines Menschen als Floskel gesagt werden, zeigen, dass der Sprecher eigentlich unsicher ist und das Thema lieber wegschieben möchte.”

Was hilft aus Deiner Sicht dabei, einen guten Umgang mit der Trauer um ein Tier zu finden? Kann man sich darauf irgendwie vorbereiten? Und wie hilft man den hinterbliebenen tierischen Gefährten, mit dem Verlust umzugehen, den sie ja ohne Zweifel ebenso empfinden?

Wie schon gesagt, ist es hilfreich, sich früh mit dem Tod zu beschäftigen. Das verhindert Trauer nicht, aber oftmals wird sie dadurch nicht so übermächtig und vor allem wird sie nicht so schnell verdrängt.

Und den Tod als zum Leben gehörend zu erkennen und die Angst davor zu verlieren, hilft auch um besser und intensiver leben zu können.

In der Trauerarbeit oder, wie ich es gern nenne, Trauerwandlung geht es vor allem darum, Gefühle zuzulassen und zu durchleben. Die Trauer ist das „Grundgefühl“, es gibt aber noch viele Emotionen, die diese Trauer ausdrücken. Das ist die Traurigkeit. Aber es gibt da eben nicht nur die Traurigkeit – viele andere Emotionen kommen in der Trauer vor: Wut, Schuldgefühle oder -zuweisungen, Angst, Enttäuschung, Erleichterung. Um nur einige zu nennen. Auch Lachen, Freude, Liebe, Dankbarkeit, Verbundenheit gehören zur Trauer. All diese Gefühle dürfen sein und sind richtig. Das erst einmal zuzulassen ist schon ein riesiger Schritt.

Trauerbegleitung ist hilfreich um mit der Trauer zurecht zu kommen. Auch hier bin ich ganz begeistert von der Möglichkeit die Tierkommunikation im Rahmen der Trauerbegleitung zu nutzen. Aber auch viele andere Methoden, klassisch oder innovativ – so wie es individuell richtig ist.

Natürlich: Sehr viele Menschen kommen gut allein zurecht. Aber sobald der Wunsch nach Unterstützung da ist, das Gefühl, dass es für dich allein zu viel wird, ein paar Tipps oder neue Anregungen hilfreich wären, darf jeder ohne Scheu ein Angebot der Trauerbegleitung in Anspruch nehmen.

Für die hinterbliebenen tierischen Gefährten ist es tatsächlich auch oft schwer. Als Mensch vergisst man das in der eigenen Trauer manchmal. Besonders, wenn das verstorbene Tier nicht zuhause gestorben ist, sondern in einer Praxis. Dann fehlt den Tieren etwas und sie können es manchmal nicht einordnen. Hier können die Besitzerinnen viel für die tierischen Mitbewohner da sein und es ihnen ganz bewusst erzählen. Eine Tierkommunikation zu beauftragen und dem hinterbliebenen Gefährten ein ausführliches Gespräch zu ermöglichen, ist natürlich nochmal konkreter und die Tiere danken es.

Wenn ich es auf Deiner Webseite richtig gesehen habe, hast Du selbst auch zwei Hunde – richtig? Wie gehst Du selbst mit dem Wissen um, dass Du sie irgendwann (zumindest aus dem “irdischen Leben”) gehen lassen musst? Sammelst Du jetzt schon so etwas wie Erinnerungsstücke? Oder findest Du Ruhe in dem Wissen, dass sie ohnehin immer an Deiner Seite sein werden?

Ich habe sogar 3 Hunde und 2 Katzen 😉. Die Vorstellung, dass sie irgendwann nicht mehr in der irdischen Form bei uns sein werden, macht mich auch sehr traurig. Selbstverständlich tröstet mich das Wissen, dass ich sie mit Gesprächen erreichen kann und sie in anderer energetischer Form immer nah sind. Aber es ist ein tiefer Einschnitt und bleibt ein Abschied.

Ich beschreibe das gern mal mit folgendem Vergleich:

Wenn mein Kind (oder auch beziehbar auf alle, die uns nah sind) nach Amerika zieht, ist das ein Abschied und sehr traurig. Ich kann mit ihm telefonieren und mich weiterhin austauschen, aber wir könnten uns nicht mehr umarmen und miteinander wirklich Zeit verbringen. Zum Zeitpunkt der Abreise und eine Weile danach wäre das auch mit heftiger Trauer verbunden.

“Es ist hilfreich, sich früh mit dem Tod zu beschäftigen. Das verhindert Trauer nicht, aber oftmals wird sie dadurch nicht so übermächtig und vor allem wird sie nicht so schnell verdrängt.”

Letzte Frage: was war in letzter Zeit Dein schönstes oder berührendstes Erlebnis in Deiner Arbeit?

Da gibt es so viele. Gestern habe ich jedoch ein so wertschätzendes und zu Herzen gehendes Feedback erhalten: Ich durfte eine junge Frau und ihre Katze während der letzten Zeit der Katze hier auf Erden begleiten und auch ein Gespräch mit der dann verstorbenen Katze führen. Es hat allen Beteiligten, sogar der restlichen Familie so sehr geholfen. Es ist mir eine Freude und wirklich ein Herzensanliegen, Manschen und Tiere zu unterstützen und etwas bewegen zu können.

Den Tieren einen würdevollen und möglichst natürlichen Abschied von der Erde zu ermöglichen und ihre Menschen dabei auch ein Stück weit zu tragen und ihnen den Raum zu halten, ist schon immer sehr berührend.

Aber auch mit den Tieren, die gestorben sind, zu sprechen und den Menschen so einen Kontakt zu ermöglichen, ist sehr schön. Oft senden die Tiere absichtlich Eindrücke und Informationen, die ich so garnicht wissen kann. Da verändert sich auch insgesamt viel für die Tierbesitzer – die Angst vor dem Tod darf gehen, denn er ist nicht das Ende!

Liebe Marita, herzlichen Dank, man spürt sehr deutlich, dass Du Deine Berufung gefunden hast und das, was Du tust, mit ganzem Herzen lebst.

Mehr über Marita und ihre Arbeit findet Ihr auf ihrer Webseite unter www.deine-tierbotschaften.de oder auf Marita’s Instagram-Kanal unter @deine_tierbotschaften.

Ich hoffe, Ihr habt viele positive Gedanken rund um den Abschied oder die Trauer um Euer geliebtes Tier aus diesem Interview mitgenommen. Ich kann immer nur sagen: bereitet Euch rechtzeitig vor, soweit es geht, es macht vieles leichter, wenn der Ernstfall tatsächlich irgendwann da ist. Sammelt so viele Erinnerungen wie möglich, das macht Spaß und führt nicht zuletzt dazu, dass man die gemeinsamen Momente umso intensiver genießt.

Alles Liebe,

Eure Katja

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